Urlaubsregion Bayerischer Wald
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war das Gebiet des heutigen Bayerischen Waldes im allgemeinen Sprachgebrauch noch als Böhmerwald bekannt, aus politischen Gründen wie aus solchen der besseren Unterscheidbarkeit bürgerte sich in der Folge jedoch immer mehr die Bezeichnung Bayerischer Wald ein. Geologisch gehört das gut 100 Kilometer lange und bis zu 1.456 Meter hohe Mittelgebirge zwischen der Oberpfalz in Bayern, Tschechien und Oberösterreich jedoch eindeutig zum Naturraum Böhmerwald. Seit dem Ende des Kalten Krieges und der Öffnung der Grenzen kooperieren die Verwaltungen des 1970 eröffneten Nationalparks auf deutscher Seite und des 1991 erklärten Nationalparks und Landschaftsschutzgebiets (Biosphärenreservat) Šumava auf tschechischem Territorium auch angemessen eng und grenzübergreifend. Als populäre Urlaubsregion ist die Gegend inzwischen weltweit bekannt geworden, die ca. 700.000 Besucher pro Jahr stellen einen wichtigen Wirtschaftsfaktor in der ansonsten eher strukturschwachen Region dar. Bei der Auswahl der Unterkünfte kann man sich gut auf die offizielle Auszeichnung „Nationalpark-Partner“ verlassen, die nur regelmäßig geschulten und in der Entwicklung des nachhaltigen Tourismus engagierten Beherbergungsbetrieben verliehen wird.
Eine der touristischen Hauptaktivitäten in dem vielerorts nur sehr dünn besiedelten bis menschenleeren Gebiet ist das Wandern, über 300 Kilometer gut markierte Wanderwege und Fernwanderwege wie der 660 Kilometer lange und zertifizierte Qualitäts-Wanderweg Goldsteig von Marktredwitz bis Passau durchqueren das unendliche Waldmeer. Die mit diversen Pflanzensymbolen markierten Wanderwege im Nationalpark verbinden Orte mit attraktiven Zielen, die Rundwanderwege sind mit Tiersymbolen gekennzeichnet. Die Wandergebiete vor Ort sind in fünf Teilbereiche gegliedert. Im Wandergebiet Waldhäuser – Lusen locken der Rundweg Luchs (4,2 Kilometer), die Wanderlinie Ranne (4,6 Kilometer), der Rundweg Habicht (3,5 Kilometer) und der Rundweg Zaunkönig (3,9 Kilometer). Das Wandergebiet Rachel bietet den Rundweg Auerhahn (10 Kilometer) und den Rundweg Specht (6,5 Kilometer), rund um den Großen Falkenstein, dem mit 1.453 Meter höchsten Berg des Nationalparks, stehen die Wanderlinien Heidelbeere, Esche und Silberblatt, die Wanderlinie Grünes Dreieck und der Europäischen Fernwanderweg (E6) zur Verfügung. Im Falkenstein-Rachel-Gebiet sind der Urwalderlebnisweg Watzlik-Hain und die beiden Urwaldgebiete Mittelsteighütte und Höllbachgespreng zu empfehlen, im Felswandergebiet bei Schönbrunn am Lusen der Rundwanderweg Haselhuhn.
Bekannte und interessante Institutionen im Nationalpark Bayerischer Wald mit großem Publikumsandrang sind auch die beiden Naturparkzentren Lusen und Falkenstein, die den Gästen und Besuchern viel Wissenswertes über die vielseitige Fauna und Flora der Region mit Ausstellungen und detaillierten Informationen kenntnisreich näher bringen. Nationalparkzentrum Lusen bietet das Besucherzentrum Hans-Eisenmann-Haus die Dauerausstellung „Weg in die Natur. Eine Geschichte von Wald und Menschen“, ein Kino mit Filmen und eine Lesegalerie mit Literatur zum Nationalpark, den Nationalpark-Laden mit anspruchsvollen Souvenirartikeln und das gemütliche Café Eisenmann mit Kaffee und selbst gemachten Kuchen. Darüber hinaus kann man dort auch das 200 Hektar große Tierfreigelände mit 45 heimischen Tierarten und den 4 Hektar großen Naturgarten mit über 700 verschiedenen Pflanzenarten bewundern. Dort befindet sich auch der mit 1300 Meter Länge weltweit größte Baumwipfelpfad Neuschönau, dessen beeindruckendes Herz der 44 Meter hohe Baumturm ist, von dem man eine fantastische Fernsicht in die gesamte Umgebung bis in die Alpen genießen kann.
Im Naturparkzentrum Falkenstein in der Eisensteiner Straße in Ludwigsthal wiederum empfängt das Besucherzentrum Haus zur Wildnis mit verschiedenen Ausstellungen, dem großen 3-D-Kino, einem Spielraum, dem Nationalpark-Laden für Andenken sowie der Nationalpark-Gastronomie. Auch hier gibt es ein gratis zu betretendes Tierfreigelände mit barrierefreien Rundwegen für Kinderwägen und Rollstühle, Hunde dürfen ebenfalls mitgebracht werden, müssen aber an der Leine geführt werden. Die Hauptattraktion im Tierfreigelände des Nationalparkzentrums Falkenstein ist aber die mit imposanter Höhlenmalerei authentisch gestaltete Steinzeithöhle, die einen Blick in die Vergangenheit des Eiszeitalters im Bayerischen Wald ermöglicht. Die großen Bilder von Rinder- und Wildpferdherden werden durch einen informativen Film, diverse Schautafeln und beeindruckende 3-D-Animationen zum Wandel der Gegend ergänzt. Empfehlenswert für einen Besuch ist auch das angegliederte, gut 9 Hektar große Rothirschgehege in Scheuereck, in welchem man außerhalb der Brunft- und Winterzeit von Mitte September bis Ende April auf einem ca. 300 Meter langen Wanderweg sowie von zwei Aussichtsplattformen mit Sitzmöglichkeiten aus das grazile Rotwild hautnah erleben kann.
Definitiv einen Abstecher lohnt auch das waldgeschichtliche Museum St. Oswald, wo der „begehbare Baum“ alle 3 Stockwerke verbindet und häufig Seminare, Kongresse und Workshops stattfinden. Hilfreiche Informationen für Wanderer in der Urlaubsregion Bayerischer Wald bietet auch der Wanderpark Bayerisch Eisenstein, wo Schautafeln in einem Pavillon in der Ortsmitte über die Wanderwege in der näheren Umgebung sowie die Geschichte und Geologie des Eisensteiner Hochtales informieren. Weitere Informationsstellen für Besucher befinden sich im Naturparkhaus Zwiesel, im früheren Forstamtsgebäude in Mauth, im Glasmuseum in Frauenau, im Schloss Wolfstein in Freyung und in der ehemaligen Sägewerksschule der Gemeinde Spiegelau. Der staatlich anerkannte Erholungsort mit seinen knapp 4.000 Einwohnern im Landkreis Freyung-Grafenau beherbergt auch eine barrierearme Naturkneippanlage in dem kalten Gebirgswasser der Schwarzach sowie das gut 50 Hektar große Waldspielgelände Spiegelau samt Naturerlebnispfad und einer Wiese mit Grillplatz. Seit dem Sommer 2010 ist die begehbare Spechthöhle eine große Attraktion auf dem Gelände, dort wird immer Mitte August auch das große Spechtfest gefeiert.